Vielleicht werdet ihr euch wundern, weshalb man denn ausgerechnet den Großen Kohlweißling in seinen Garten locken soll. Ist das nicht ein "Schädling"? Mein Opa hat mich noch mit einem selbstgebastelten "Schmetterlingsnetz" aus alten Kunststoffgewebe-Kartoffelsäcken in den Garten geschickt, diese Pest aus dem Garten zu tilgen. Dazu gehörte auch, die Raupen und Eier abzusammeln und zu vernichten. Das war in einer Zeit, in der jeder in seinem Garten noch Kohl angepflanzt hatte und die Raupen des Kohlweißlings waren auch eine echte Plage und schmälerten die Kohlernte. Trotz dieser Unduldsamkeit der Gartenbesitzer ging es dem Großen Kohlweißling aber prächtig und er bildete starke Bestände.
Inzwischen ist der Große Kohlweißling aber schon zu einer Seltenheit geworden und letztes Jahr hat es kein einziger Falter geschafft, die von mir gepflanzten Kohlköpfe zu finden. Das ist ein schönes Beispiel, dass das Fehlen und die mangelnde Vernetzung der Lebensräume immer viel stärker wirkt als beispielsweise das Absammeln und Töten der Raupen. Und ganz gewiss ist der Gebrauch von Schädlingsbekämpfungsmitteln die Hauptursache, dass der Große Kohlweißling inzwischen in Kategorie 3 der Roten Liste des Saarlandes geführt werden muss. Bei der Suche nach geeigneten Bildern für diesen Artikel musste ich überdies feststellen, dass ich keine schönen habe! Das lag weniger an der geringen Wertschätzung ggü. dieser Art, als an der Tatsache, dass ich Raupen und Falter in den letzten Jahren nur noch selten beobachten konnte - leider. So musste ich mir einige Fotos kaufen...
Bei fast keiner weiteren Art ist es so gut möglich, alle Entwicklungsstadien im eigenen Garten zu beobachten und dahr wollen wir uns in diesem Artikel mit dem Großen Kohlweißling beschäftigen und wie wir ihn in unseren Garten locken können.
Flugzeit und Entwicklung
Die Falter fliegen in drei Generationen zwischen Mai bis September. Er erscheint also meist erst einen Monat später als seine Nachbararten der Kleine Kohlweißling und der Karstweißling.
Wirtspflanzen
Die Raupen leben gesellig an Kohlarten und Kapuzinerkresse. An der Küste kann man sie auch an Meerkohl beobachten. Die in den Wirtspflanzen enthaltenen Senföle reichern die Raupen in ihrem Körper an und sind dadurch vor vielen Fressfeinden (v.a. Vögel) geschützt, weil sie übel schmecken und vielleicht auch eine Magenverstimmung auslösen. Diese Inhaltsstoffe findet man später auch im Falter, weshalb dieser in Vogelkreisen ebenfalls als übelschmeckend von der Speisekarte gestrichen ist. Als Wirtspflanze für die Raupen werden überdies sehr gerne Stangen- oder Futterkohl verwendet. Diese können auch außerhalb des Gemüsegartens an exponierten Sonderstandorten eingesät oder angepflanzt wird.
Hinweise zur Beobachtung und Bestimmung
Der Große Kohlweißling ist, wie der Name schon suggeriert, größer als der Kleine Kohlweißling, jedoch kann ein großer Kleiner Kohlweißling durchaus größer sein als ein kleiner Großer Kohlweißling. Daher sind weitere Unterscheidungskriterien notwendig. Das sicherste Merkmal ist der schwarze Spitzenfleck an den Vorderflügelspitzen. Dieser zieht sich beim Großen Kohlweißling immer bis mindestens zur 5. Ader - also über die äußere Flügelmitte hinaus und ist i.d.R. immer sehr scharf abgegrenzt. Das Merkmal ist im Titelbild dieses Artikels gut zu erkennen. Das abgebildete Tier ist ein Weibchen, was man an den beiden schwarzen Flecken auf dem Vorderflügel erkennt. Das Männchen hingegen hat diese Flecken nicht und die Flügel sind mit Ausnahme des Spitzenflecks und einem ganz kleinen Schwarzen Fleck am Hinterflügelvorderrand rein weiß.
Modulbeschreibung
Wenn ihr dem Großen Kohlweißling einen Lebensraum im eigenen Garten bieten wollt, dann ist das denkbar einfach und sofern die Art in euerer Gegend noch existiert, lässt die Besiedlung auch nicht lange auf sich warten. Ihr habt einen Gemüsegarten? Super - dann plfanzt einfach ein paar Kohlköpfe, wobei ihr gewillt sein müsst, mindestens einen davon für die Raupen zu opfern. Und/oder ihr pflanzt eine größere Menge Kapuzinerkresse. Die Kapuzinerkresse sieht sehr hübsch aus und sollte eigentlich in keinem Gemüsegarten fehlen, weil sie auch in der Küche ebenfalls vielfältige Verwendung findet.
Sind die Wirtspflanzen im Garten vorhanden, ist das Modul eigentlich schon fertig. Ein paar Saugpflanzen sollten im Garten aber vorhanden sein, damit ihr nicht nur die Raupen und Eier im Garten beobachten könnt. Diese sollten v.a. violett sein. Disteln, Lavendel, Acker-Witwenblume, Skabiose, ... natürlich auch Sommerflieder (Budleja) sind sehr beliebt.
Was sonst bei fast keiner Art im Garten gelingt: Beim Großen Kohlweißling wie auch beim Kleinen Kohlweißling sind alle Stadien gut zu beobachten. Selbst die Puppen! Sie sind meist nicht sehr weit von der Wirtspflanze entfernt an Wänden o.ä. zu finden und so hat man oft auch Gelegenheit, den Falter beim Schlüpfen zu beobachten. Man erkennt schon einige Tage bevor es so weit ist, dass sich der Falter in der Puppenhülle entwickelt.
So nun ran an die Arbeit! Kauft ein paar Samen der Kapuzinerkresse und zieht diese vor, damit sie schon etwas stattlich sind, wenn im Mai die Falter nach ihnen suchen. Selbstverständlich geht genauso gut und besser auch Kohl - das ist euch überlassen! Viel Erfolg und interessante Beobachtungen wünsche ich euch!